Die Moskauer Polizei nimmt ca. 40 Leute fest, die vor dem Büro des Bürgermeisters versuchten, eine Pride-Veranstaltung durchzuführen © Amnesty International
Die Moskauer Polizei nimmt ca. 40 Leute fest, die vor dem Büro des Bürgermeisters versuchten, eine Pride-Veranstaltung durchzuführen © Amnesty International

Meldungen | Russland : Russland: Gesetzlicher Antrag auf Einstufung der „LGBT-Bewegung“ als extremistisch eröffnet Möglichkeiten zur Verfolgung

Als Reaktion auf die Nachricht, dass das russische Justizministerium ein Verfahren eingeleitet hat, um die „internationale öffentliche LGBT-Bewegung“ rechtlich als extremistisch anzuerkennen und ihre Aktivitäten im Land zu verbieten, sagte Marie Struthers, die Direktorin von Amnesty International für Osteuropa und Zentralasien:

AMNESTY INTERNATIONAL

„Dies ist ein zutiefst zynischer Schritt, der darauf abzielt, die gesamte LGBTI-Gemeinschaft zu entmenschlichen und zu verfolgen. Angesichts des in Russland vorherrschenden Klimas zügelloser staatlich geförderter Homophobie kommt dies leider nicht überraschend.

Wenn dieses Gesetz in Kraft tritt, wäre jede LGBTI-Person in Russland der Willkür der Behörden ausgeliefert. Jeder Schritt zur Verteidigung der LGBTI-Rechte würde zu einem Verbrechen werden. Einzelpersonen könnten unter dem unbegründeten Vorwurf des Extremismus ins Gefängnis geworfen werden, wenn der Staat sie einfach als Teil einer so genannten „internationalen öffentlichen LGBT-Bewegung“ betrachtet. Selbst Symbole wie die Regenbogenflagge könnten als extremistisch verboten werden.

Ein Leben im Schweigen und in Angst vor Demütigung und Gefängnis - das ist der Preis, den der Staat unzähligen LGBTI-Menschen in Russland auferlegen will. Dieser schändliche Schritt des Justizministeriums muss sofort zurückgenommen werden. Außerdem müssen alle homophoben Gesetze, die im letzten Jahrzehnt verabschiedet wurden, aufgehoben werden, und die Betroffenen müssen eine gerechte Entschädigung erhalten.“

Hintergrund

Der Antrag des Justizministeriums soll am 30. November vor dem Obersten Gerichtshof in einem nichtöffentlichen Verfahren verhandelt werden.

Die Anerkennung einer Organisation als „extremistisch“ hat schwerwiegende rechtliche Konsequenzen für alle, die an ihren Aktivitäten beteiligt sind. Dem*der „Organisator*in“ drohen gemäß Artikel 282.2 des Strafgesetzbuchs bis zu 10 Jahre Gefängnis. Nach demselben Artikel machen sich auch diejenigen strafbar, die sich an den Aktivitäten einer solchen Organisation beteiligen - und müssen mit zwei bis sechs Jahren Gefängnis rechnen.

Die Aufnahme in die „Extremisten“-Liste würde ein Verbot der Symbole der Organisation nach sich ziehen. Wer mit diesen Symbolen angetroffen wird, riskiert gemäß Artikel 20.3 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten eine Verwaltungshaft von bis zu 15 Tagen. Gegen Personen, gegen die wegen ihrer Beteiligung an „extremistischen“ Aktivitäten ermittelt wird oder die strafrechtlich verfolgt werden, werden in der Regel ihre Bankkonten gesperrt, und sie müssen mit Beschäftigungsbeschränkungen und der Einschränkung anderer Rechte rechnen, einschließlich eines mehr oder weniger langen Verbots, sich an Wahlen auf allen Ebenen zu beteiligen.

Meldungen 2023

Meldungen | Thailand : Thailand: Historische Gesetze zur gleichgeschlechtlichen Ehe sind ein Hoffnungsschimmer für LGBTI-Rechte

Meldungen | Russland : Russland: Verletzung der Rechte von LGBT-Menschen in Russland nach der Verabschiedung eines Gesetzes zum Verbot der Darstellung von LGBT-Propaganda

Meldungen | Russland : Russland: Gesetzlicher Antrag auf Einstufung der „LGBT-Bewegung“ als extremistisch eröffnet Möglichkeiten zur Verfolgung

Meldungen | Uganda : UGANDA: VORLAGE AN DIE AFRIKANISCHE KOMMISSION DER MENSCHENRECHTE UND RECHTE DER VÖLKER

Meldungen | Indien : Indien: Die fehlgeschlagene Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ist ein "Rückschlag" für die Menschenrechte

Meldungen | Südkorea : SÜDKOREA: VORLAGE AN DEN UN-MENSCHENRECHTSAUSSCHUSS

Meldungen | USA : USA: DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA - VORLAGE AN DEN UN-MENSCHENRECHTSAUSSCHUSS

Meldungen | Russland : Russische Föderation: Ethnische Diskriminierung von queeren Menschen in Russland1

Meldungen | Libanon : Libanon: Angriff auf die Freiheitsrechte zielt auf LGBTI-Personen

Meldungen | Hong Kong : Hongkong: Urteil zur gleichgeschlechtlichen Ehe ist ein Lichtblick für LGBTI-Rechte

Meldungen | Uganda : Uganda: 20-Jährigem droht Todesstrafe wegen "schwerer Homosexualität"

Meldungen | Irak : Irak: Behörden müssen Medienverbot für die Begriffe "Homosexualität" und "Geschlecht" unverzüglich aufheben

Meldungen | Russland : Russland: Verabschiedung von transphober Gesetzgebung ist ein schwerer Schlag für die Menschenrechte

Meldungen | Russland : Russische Föderation: Studie über die Situation von LGBT-Personen in Russland im Jahr 2022

Meldungen | Türkei : Türkei: Kampf um Istanbuler Pride unterstreicht Bedrohung der LGBTI-Rechte

Meldungen | Ungarn : Ungarn: Europäische Gerichte bleiben hart gegen rechtswidrige Asylpolitik der Behörden und Verletzung der Rechte von trans* Personen

Meldungen | Vereinte Nationen : Kolonialismus und sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität: Vorlage an den Unabhängigen Sachverständigen für den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aus Gründen der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität

Meldungen | Russland : Russische Föderation: Gesetzesentwurf zum Verbot der Geschlechtsangleichung

Meldungen | Japan : Japan: Fukuoka-Urteil zu gleichgeschlechtlichen Paaren zeigt Fortschritte bei LGBTI-Rechten

Meldungen | Uganda : Uganda: Die Zustimmung des Präsidenten zum Anti-LGBTI-Gesetz ist ein schwerer Angriff auf die Menschenrechte.

Meldungen | Slowakei : Slowakei: Parlament sollte Gesetzesentwurf ablehnen, der rechtliche Geschlechtsanerkennung unmöglich macht

Meldungen | Uganda : Uganda: Versäumnis des Präsidenten, sein Veto gegen das Anti-LGBTI-Gesetz einzulegen, ist eine "abscheuliche" Verletzung der Rechte von LGBTI

Meldungen | Tuvalu : TUVALU: MENSCHENRECHTE UND KLIMAKRISE IN DEN BLICKPUNKT RÜCKEN

Meldungen | Uganda : Uganda: Verfolgung von LGBTI-Personen

Meldungen | Uganda : Uganda: Präsident Museveni muss dringend sein Veto gegen drakonisches Anti-Homosexualitätsgesetz einlegen

Meldungen | Uganda : Uganda: LGBTI-Gesetz, das gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten kriminalisiert, muss zurückgenommen werden

Meldungen | Deutschland : Deutschland: Endlich mehr stolpern

Meldungen | Finnland : Finnland: Neues Gesetz stärkt Rechte von trans Personen

Meldungen | Deutschland : Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus: Menschenrechte gelten für alle

Meldungen | Hong Kong : Hongkong: Vorlage an den UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte

Meldungen nach Jahren