Patricia, eine 32-jährige Trans*-Frau, hat zu viel Angst, um in ihrer Heimatstadt in El Salvador zu bleiben, nachdem Banden begonnen haben, sie wegen ihrer geschlechtlichen Identität zu bedrohen
Patricia, eine 32-jährige Trans*-Frau, hat zu viel Angst, um in ihrer Heimatstadt in El Salvador zu bleiben, nachdem Banden begonnen haben, sie wegen ihrer geschlechtlichen Identität zu bedrohen © Amnesty International/Encarni Pindado

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Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Intersex Personen (LGBTI) aus dem gewaltbeherrschten El Salvador, Guatemala und Honduras sind einem hohen Sicherheitsrisiko ausgesetzt, da die Behörden in ihren Ländern sie nicht schützen. Sie müssen aus ihren Ländern fliehen und sind in Mexiko weiteren Gefahren ausgesetzt, sagte Amnesty International heute in einem neuen Bericht.

Amnesty International – Pressemitteilung

"No Safe Place" enthüllt die gefährliche Reise von schwulen Männern und Transfrauen, die vor massiven Diskriminierungen und geschlechtsspezifischer Gewalt von kriminellen Banden und Sicherheitskräften in El Salvador, Guatemala und Honduras geflohen sind. Zudem wird den mexikanischen Behörden vorgeworfen, dass sie keinen Schutz vor Verletzungen und Misshandlungen bieten, auch werden die unerträglichen Missstände während der langen und systematischen Einwanderungshaft in den USA von "No Safe Place" aufgezeigt.

"Die Menschen werden in Mittelamerika aufgrund ihrer Geschlechtsidentität grausam diskriminiert und finden absolut nirgendwo Sicherheit", sagte Erika Guevara-Rosas, Americas Direktorin bei Amnesty International.

"Sie werden zu Hause terrorisiert und wenn sie Zuflucht im Ausland suchen, erleiden sie missbräuchliche Behandlungen. Sie gehören heute zu den verletzlichsten Flüchtlingen auf dem amerikanischen Kontinent. Die Tatsache, dass Mexiko und die USA der extremen Gewalt tatenlos zusehen, ist einfach kriminell."

El Salvador, Guatemala und Honduras haben eine der höchsten Mordraten der Welt - nach offiziellen Angaben 81,2 pro 100.000 Einwohner in El Salvador, 58,9 in Honduras und 27,3 in Guatemala.

Die meisten Flüchtlinge und Asylbewerber_innen, mit denen Amnesty International sprach, sagten, dass ständige Diskriminierung und das Ausmaß an Gewalt in ihren Ländern - einschließlich körperlicher Angriffe, Mord und Erpressung durch kriminelle Banden- ihnen keine andere Wahl als die Flucht ließen.

Durch das hohe Maß an Straflosigkeit und Korruption ist es unwahrscheinlich, dass die Behörden die Verantwortlichen für Verbrechen gegen LGBTI-Personen bestrafen, besonders wenn die Sicherheitskräfte für die Angriffe verantwortlich sind.

Nach Angaben der honduranischen Nichtregierungsorganisation Cattrachas wurden zwischen 2009 und 2017 insgesamt 264 LGBTI-Menschen im Land getötet. In den meisten Fällen wurden die Verantwortlichen nie vor Gericht gestellt.

Carlos aus Honduras musste nach Mexiko fliehen, nachdem er von einer kriminellen Gang angegriffen und mit dem Tod bedroht wurde, weil er schwul ist.

Er sagte gegenüber Amnesty International: "Ich habe nie versucht, [die Übergriffe] zu melden, wegen dem, was einigen Freunden passiert ist. Nachdem ein Freund von mir eine Anzeige erstattet hatte, gingen diejenigen, die die Straftat begangen hatten, zu seinem Haus, um ihn zu holen. Deshalb ist er nach Mexiko geflohen. Ein anderer Freund wurde getötet, direkt nachdem er bei der Polizei war."

Eine erschreckende Reise

Amnesty International fand in den dokumentierten Fällen heraus, dass die Brutalität, die Schwule und Transfrauen in Zentralamerika erleiden, nicht endet, nachdem sie ihre Länder verlassen haben.

Die meisten der für den Bericht befragten Personen sagten, sie hätten weitere Diskriminierung und Gewalt erlitten, unter anderem durch öffentliche Beamte in Mexiko, wo allgemein über ein hohes Maß an Gewalt gegen LGBTI berichtet wird. Viele sagten auch, dass sie sich im Land nicht sicher fühlten, da viele der kriminellen Banden, die sie zu Hause bedrohten, auch über die Südgrenze Mexikos hinweg operierten.

Nach einer Studie des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen haben zwei Drittel der LGBTI-Flüchtlinge aus Mittelamerika, die befragt 2016 und 2017 befragt wurden, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt in Mexiko erlebt.

Mehrere schwule Männer und Transfrauen sagten Amnesty International auch, dass sie nie richtig über ihre Rechte über die Beantragung von Asyl in Mexiko informiert wurden, obwohl sie nach einer Abschiebung extremer Gefahr ausgesetzt wären. Sie beklagten auch, dass die mexikanischen Behörden sie nicht über den Stand der Ermittlungen informierten, nachdem sie dortige Menschenrechtsverletzungen angezeigt hatten.

Carlos berichtete Amnesty International, dass Immigrationsbeamte in Mexiko ihn daran hindern wollten, einen Asylantrag zu stellen. Er hat schließlich dennoch Asyl beantragt und wartet immer noch auf eine Entscheidung.

Eine Reihe von Transfrauen, die es schafften, die gefährliche Reise durch Mexiko zu überstehen und die Grenze zu den USA zu überschreiten, beklagten sich über die Behandlung in der Haft. Andere wurden aus den USA und Mexiko abgeschoben und in ihre Länder zurückgeschickt - zurück in den Albtraum, dem sie verzweifelt entkommen wollten.

Cristel, eine 25-jährige Transfrau aus El Salvador, berichtete Amnesty International, dass sie nachdem sie im April 2017 die mexikanische Grenze zu den USA überschritten hatte, im Einwanderungslager in Einzelhaft gehalten wurde.

Nach einer Woche wurde sie mit acht Männern in eine kleine Zelle gebracht. Cristel schaffte es schließlich nicht, Asyl zu bekommen und wurde nach El Salvador zurückgeschickt, wo kriminelle Banden sie weiterhin bedrohen.

"Ich will nicht illegal sein. Ich möchte einfach nur leben und in Sicherheit sein", sagte Cristel gegenüber Amnesty International.

"Je mehr die Behörden von El Salvador, Honduras, Guatemala, Mexiko und den USA dabei versagen, einige der am meisten gefährdeten Menschen auf dem amerikanischen Kontinent zu schützen, desto mehr Blut haben sie an ihren Händen", sagte Erika Guevara-Rosas.

"Diese Regierungen müssen dringend und entschlossen handeln, um die epidemische Gewalt gegen LGBTI-Menschen in der Region zu bekämpfen, und ihre Politik und Praktiken dahingehend verbessern, um sicherzustellen, dass alle, die internationalen Schutz benötigen, darauf zugreifen können."

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