MERSI hatte bereits bei der Aktion „Homophobie ins Abseits kicken!“ während der Fußball-WM (siehe Rundbrief Nr. 35) auf das homophobe gesellschaftliche Klima in Polen aufmerksam gemacht, das seit dem Wahlsieg des Präsidenten Lech Kaczynski zu offenen Anfeindungen und Drohungen gegen LGBT in der polnischen Öffentlichkeit geführt hat.
Nach dem sehr erfolgreichen „Fußball-Happening“ von MERSI im Juni 2006 standen rund um Köln und in Berlin weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen von MERSI an.
Die Kölner MERSI-Gruppe konzentrierte sich in diesem Sommer auf die Öffentlichkeitsarbeit während der CSDs in Düsseldorf, Köln und Bonn. Am 3. und 4. Juni 2006 betreuten Mitglieder der Kölner MERSI-Gruppe auf dem Düsseldorfer CSD an beiden Tagen einen Infostand. Dabei wurde - neben der Verbreitung allgemeiner Informationen zu MERSI - insbesondere auf Homophobie, Transphobie und Rassismus bei polizeilichen Übergriffen in den USA hingewiesen (siehe Beitrag zu „Stonewalled“ in diesem Rundbrief). Am Pfingstsonntag hielt ein MERSI-Mitglied auf der CSD-Bühne eine Rede und machte auf weltweite Menschenrechtsverletzungen an LGBT aufmerksam.
Beim Kölner CSD, der wegen der Fußball-WM auf Mitte Juli verschoben worden war, beteiligte sich die Kölner MERSI-Gruppe an drei Tagen mit einem Infostand; außerdem kooperierte die Gruppe erstmals mit den FrontRunnern. Am Samstag des CSD-Wochenendes in Köln veranstalteten die FrontRunner Köln zusammen mit der MERSI-Gruppe Köln ihren 5. Frontrun im Stadtwald an den Jahnwiesen. Es wurde ein 10 km-Lauf für Frauen und Männer sowie ein 5 km-Partnerlauf durchgeführt. Die MERSI-Gruppe hatte an diesem Tag beim Frontrun einen Informationsstand und beteiligte sich an der Kampagne amnesty-in-bewegung. Es konnten interessante Info-Gespräche geführt werden, und insgesamt wurden durch die Unterstützung und die gelungene Kooperation mit den FrontRunnern Köln und der Kampagne auf der www.amnesty-in-bewegung.de – Plattform - 910 € gesammelt. Allen Spendern und Sponsoren herzlichen Dank!
Während der CSD’s in Köln und Bonn (August 2006) wurden die MERSI-Infostände von vielen Interessierten besucht. Es wurden vor allem Unterschriften zu einem von der Kölner MERSI-Gruppe entworfenen Offenen Brief an den polnischen Präsidenten Kaczynski gesammelt. Im Offenen Brief wurde Kaczynski aufgefordert, gegen die Unterdrückung und Diskriminierung von LGBT in Polen aktiv einzutreten und die europäischen Menschenrechtsstandards einzuhalten. Der Brief fand großen Zuspruch.
Die Berliner MERSI-Gruppe beteiligte sich – wie auch schon die Jahre davor – mit einem Informationsstand am schwul-lesbischen Stadtfest, das ebenfalls wegen der Fußball-WM in diesem Jahr erst Mitte Juli stattfand. Ziel der Aktionen und Informationsveranstaltungen war ebenfalls die Unterstützung der polnischen LGBT. Auch die Berliner MERSI-Gruppe sammelte etwa 500 Unterschriften. Ein weiterer Themenschwerpunkt war die Unterstützung von zwei schwulen Männern in Mexiko, die im Jahr 2004 des Mordes bezichtigt wurden. Einer der beiden Männer starb unter ungeklärten Umständen. MERSI setzt sich für die Aufklärung der Tat, des Todesfalles und der Foltervorwürfe gegen die beiden Männer ein.
Am ersten Tag des Stadtfestes nahm ein Mitglied der Berliner MERSI-Gruppe an einem Radiointerview bei „Radio Rainbowcity“ teil und machte auf die weltweite Diskriminierung und Verfolgung von LGBT aufmerksam und berichtete über die Arbeit von MERSI.
Ein weiterer Höhepunkt im vergangenen Sommer war die Teilnahme am 9. Lesbisch-schwulen Parkfest Friedrichshain Mitte August 2006 im Volkspark Friedrichshain. Auch hier stand die Verteidigung der Menschenrechte von LGBT in Polen und anderen osteuropäischen Ländern im Vordergrund. Bei seinem Rundgang über das Parkfest hielt sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit einige Zeit am MERSI-Stand auf, informierte sich über die Arbeit von MERSI und berichtete über seine Erfahrungen mit dem Bürgermeister von Warschau.
Die vielen Veranstaltungen, an denen MERSI in diesem Jahr teilgenommen hat, konnten gut dazu genutzt werden, um über die weltweite Situation von LGBT zu informieren und die eigene Arbeit vorzustellen. Insgesamt kann MERSI auf einen sehr erfolgreichen Sommer 2006 zurückblicken.
Christiane Bunge (unter Mitarbeit von Ludgera Reckmann, Christian Mahnke, Martin Singe)