Moderiert wurde die Veranstaltung von der Berliner DJane und Aktivistin İpek İpekçioğlu. Anlass war die internationale Kampagne „Weder Krankheit noch Verbrechen“ von Amnesty International, die die Situation von LGBT in der Türkei thematisierte. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch das Projekt „Trans X Turkey“ (<link www.transxturkey.com>www.transxturkey.com</link>) von Maria Binder vorgestellt, bei dem der Alltag von Trans* in der Türkei dokumentiert wird, um das Bewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen an dieser Gruppe zu fördern.„Mein Name ist Ebru Kırancı, ich bin Prostituierte und wurde mehrere Male niedergestochen“. So begann die Trans*-Aktivistin Ebru Kırancı ihre Schilderungen. Vor allem Trans* sind aufgrund ihres oft auffälligen Äußeren von Schikanen durch die Polizei oder Angriffen von Passanten und Freiern betroffen. Viele Trans*-Frauen haben außer der Prostitution keine anderen legalen Arbeitsmöglichkeiten und werden immer wieder Opfer von Gewalt oder Hassmorden. Kırancı berichtete von zwei Freundinnen, denen im letzten Monat die Kehle durchgeschnitten wurde. Die Zahl der ermordeten Trans* innerhalb der letzten zwei Jahre beträgt laut Kırancı 49 Menschen. Oft kann das Strafmaß für Mord durch die Rechtfertigung des Täters, in seiner Ehre verletzt worden zu sein, erheblich reduziert werden. Ebru Kırancı schilderte die Atmosphäre des Hasses gegen LGBT durch diskriminierende und verachtende Aussagen von Politiker_innen.
„Wer in der Türkei nicht dem patriarchalischen Gesellschaftsmodell entspricht, muss Schikanen und Gewalt über sich ergehen lassen“, so Eren Keskin. Die Menschenrechtsaktivistin betreut seit zwei Jahren ein Rechtshilfebüro, das von Queeramnesty und der AI-Türkeigruppe finanziert wird. Seit 2009 kommt es vermehrt zu Verhaftungen von Trans*-Frauen in Istanbul, in deren Rahmen hohe Geldbußen wegen angeblicher Verletzung der öffentlichen Ordnung verhängt wurden. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein „Istanbul LGBTT“, in dem Ebru Kırancı tätig ist, hilft Eren Keskin die Menschenrechte der zu Unrecht aufgegriffenen und verhafteten Trans*-Frauen zu verteidigen.
Zu der Veranstaltung im Sonntags-Club kamen ungefähr 100 Menschen. Solange die Schutzbestimmungen gegen Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität nicht ausgedehnt und Menschenrechtsverletzungen durch Staatsbedienstete nicht unterbunden werden, ist es wichtig, eine breite und internationale Öffentlichkeit für die Belange von LGBT in der Türkei zu finden.