Eine christlich-fundamentalistische Gruppierung namens „Neue Generation“ wollte dieses Jahr per Gebet den Umzug beim Baltic Pride verhindern, so meldete der Flurfunk gleich am Morgen des 02.Juni 2012 im Hotel Albert im lettischen Riga. Die 43-Köpfige Delegation von Amnesty International aus ganz Europa war hierher angereist, um den Baltic Pride zu unterstützen und bereitete sich jetzt akribisch auf die Demo vor, die am Nachmittag stattfinden sollte.
Was auch immer dran sein mochte an den Gerüchten, fest stand, dass Pride-Gegner_innen aller Couleur auf amtlich-irdischen Wegen dieses Jahr in Riga nicht mehr viel bewirken konnten. Es wurden im Unterschied zu den Vorjahren keine Verbote ausgesprochen und der Bürgermeister von Riga hatte am Vorabend in aller Öffentlichkeit bei einem Empfang ganz unumwunden seine Unterstützung für den Baltic Pride kundgetan, die lettische Wohlfahrtsministerin sprach hier gar vom Entwurf eines Lebenspartnerschaftsgesetzes.
Pünktlich um 14:00 Uhr, als sich mehrere Hundert Teilnehmer_innen auf den Weg machten, fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Gottesfürchtige Menschen mit Hang zu magischem Denken mochten dies als Zeichen des Himmels deuten, aber wir von der Pride-Community sind da eben ganz anders gestrickt und so konnten wir uns freuen über die ganzen 850 m, die wir ohne Zwischenfälle und beschützt von der professionell agierenden lettischen Polizei auf offener Straße im Zentrum von Riga zurücklegen konnten. Für lettische Verhältnisse war dies eine kleine Sensation. In den Vorjahren hatten wir da ganz anderen Widrigkeiten getrotzt.
„It’s getting better“ so der Slogan der amtlichen EU-Videobotschaft aus Brüssel, die auf dem Großbildschirm bei der abschließenden Kundgebung im zentralen Stadtpark, dem Vērmanes Dārzs, abgespielt wurde. Und vom hartnäckigen Regen völlig durchnässt und durchgefroren dachten viele von uns, die auch in den Vorjahren dabei gewesen waren: hier in Riga sind dies heute für lettische LGBT-Menschen bestimmt keine leeren Worthülsen.