Im Anschluss an die Filmvorführungen gibt es Diskussionsrunden zum jeweiligen Film bzw. Thema.
Interessierte können sich an beiden Tagen am MERSI-Stand mit aktuellem Info-Material versorgen, an Aktionen teilnehmen oder spenden.
TÜRKEI-SCHWERPUNKT BEI DEN FILMTAGEN UND AMNESTY
Schwerpunktthema der diesjährigen Lesbisch Schwulen Filmtage ist die Türkei, auch ein Schwerpunktland in der Menschenrechtsarbeit von Amnesty International. Der Amnesty-Bericht „Not an illness nor a crime“ („Weder eine Krankheit noch ein Verbrechen“) vom Juni 2011 zeigt die weit verbreitete Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT). Amnesty international fordert die türkischen Behörden auf, LGBT durch entsprechende Gesetze vor Diskriminierung und Gewalt zu schützen. Du kannst diese Forderung unterstützen, indem Du unsere Online-Petition unterschreibst: www.mersi-hamburg.de
Bei unserem Türkei Programm bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen spricht Ben Reichel von MERSI Hamburg im Anschluss an den Film „Das andere Istanbul“ mit Barbara Neppert (Amnesty Koordinationsgruppe Türkei) sowie mit dem Dokumentarfilmer und Autor Halil Gülbeyaz, der in der Türkei aufgewachsen ist und heute in Hamburg und Istanbul lebt.
„Das andere Istanbul – The Other Side of Istanbul“ (Döndü Kılıç, Deutschland 2008, 83 ', Beta, Original mit deutschen Untertiteln)
Donnerstag, 20. Oktober 2011, 18 Uhr, Kino: Passage 2, Mönckebergstraße 17
Istanbul, Stadt der Geschichten, Stadt der zwei Kontinente. Die strahlende Metropole am Bosporus gilt weithin als europäischster Teil der Türkei, als schwules Mekka Europas. Die andere Seite der Millionenstadt jedoch ist geprägt von einer erstarkenden islamisch-konservativen Bewegung. Mehmet, Militärdienstverweigerer, 2006 verhaftet und nun auf freiem Fuß mit weiterhin bestehendem Haftbefehl, ist der Vorkämpfer für Lambda Istanbul, der einzigen LGBTQ-Vereinigung Istanbuls. Güney träumt davon, als Transsexueller anerkannt und nicht länger hin- und hergeschubst zu werden. Bawer will keine Lügen mehr erzählen und aus verletztem Stolz und vermeintlichen Moralvorstellungen der Familie Freundinnen erfinden müssen. Dabei drängt sie alle der Wille nach einem Leben abseits der festgefahrenen Regeln der türkischen Gesellschaft, in der die „escinsel“ keinerlei Rechte besitzen. Döndü Kilic zeichnet ein intimes Portrait der Stadt, in der Homosexualität mit "Krankheit" gleichzusetzen ist; der Stadt der erkauften Freiheit, dem anderen Istanbul.
MENSCHENRECHTE BALD AUCH FÜR INTERSEXUELLE?
Zum Thema Intersex ist weltweit zumindest einiges in Bewegung: Die Situation von Intersexuellen in Deutschland wurde in einem Diskursverfahren beim Deutschen Ethikrat behandelt, der nun die Bundesregierung dazu beraten wird. Wir haben in einem Artikel im Online-Diskurs auf Anfrage des Ethikrats unsere Position dazu wiedergegeben. U. a. auf Initiative von MERSI Hamburg formuliert Amnesty International im Moment ausserdem eine internationale Positionierung zum Stopp von Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen, die dieses Jahr noch erscheinen soll. In Australien führt die Regierung einen Pass ein, in dem neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht auch ein „X“ angegeben werden kann für ein „weder-noch“.
Bei unserem Intersex-Programm bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen ist im Anschluss an den australischen Film „Orchids“ Jörn Dobert (umdenken Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e. V.) im Gespräch mit Phoebe Hart (Regisseurin des Films), Lucie Veith (Vorsitzender von Intersexuelle Menschen e. V.) und Jerzy Szczesny (Referent für Antidiskriminierungs- und Gesellschaftspolitik, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen).
„Orchids – My Intersex Adventure“ (Phoebe Hart, Australien 2010, 60 ', Beta, Original mit deutschen Untertiteln)
Sonntag, 23. Oktober 2011, 15:15 Uhr, Kino: Passage 2, Mönckebergstraße 17
Orchideen sind zarte und empfindliche Gewächse. Deswegen würde niemand auf die Idee kommen, ihre Blätter zusammenzunähen und die Blüten zu zerschneiden. Ganz im Gegensatz zu Menschen, die nicht in ein binäres Schema von männlich und weiblich passen. Phoebe Hart zeichnet in ihrer autobiographischen Dokumentation ein fassbares Bild von intersexuellen Menschen, zu deren leben in unserer Zeit noch immer Pathologisierung und Verstümmelung gehören. Zusammen mit ihrer Schwester geht sie auf einen Kamera-Roadtrip quer durch Australien. Dabei wird sie mit den Lebensgeschichten anderer australischer Intersexueller konfrontiert und wächst gemeinsam mit ihnen an den geteilten Erfahrungen.