Amnesty International hat in dem Bericht "Iraq: Civilians Under Fire" zahlreiche Fälle und deren Hintergründe dokumentiert. "Die Iraker leben in einem Klima ständiger Angst", sagte Carsten Jürgensen, Irak-Experte in der Londoner Zentrale von Amnesty International. "Regierung, Polizei und Justiz tun zu wenig, um potentielle Opfer zu schützen und um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen."
Frauen und Mädchen sind im Irak besonders gefährdet. "Wenn Frauen gegen traditionelle Moralvorstellungen verstoßen, kommt es immer wieder zu so genannten Ehren-Verbrechen - bis hin zum Mord durch Familienmitglieder," so Irak-Experte Jürgensen. Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten werden nicht ausreichend geschützt. Viele nicht-muslimische Frauen sehen sich gezwungen, sich nach muslimischer Sitte zu kleiden, um nicht angegriffen zu werden. "Manchmal entscheidet auch schon der Hinweis auf die Religionszugehörigkeit im Ausweis über Leben und Tod", so Jürgensen. Auch Homosexuelle leben in ständiger Bedrohung. Kritische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die sich für die Opfer von religiöser, ethnisch motivierter oder familiärer Gewalt engagieren, geraten durch ihre Arbeit oft ebenfalls ins Visier bewaffneter Gruppen.
Amnesty International fordert von der irakischen Regierung effektive Maßnahmen zum Schutz der wegen ihrer sexuellen, religiösen oder ethnischen Identität gefährdeten Personengruppen: "Alle Milizen müssen entwaffnet und gesetzliche Ausnahmeregelungen wegen ‚ehrenhafter Motive' abgeschafft werden. Auch die Problematik der Angabe der religiösen Zugehörigkeit auf irakischen Ausweisen sollte geprüft werden", so Irak-Experte Jürgensen.
Den Bericht "Iraq: Civilians Under Fire" finden Sie unten zum Herunterladen (PDF, Englisch).
Für Interviews mit Carsten Jürgensen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der Amnesty-Zentrale in London, Louise Hancock +44 20 7413 5562 oder +44 7760 929138