AMNESTY INTERNATIONAL
25. April 2016
"Wir haben allein in diesem Monat vier Morde zu beklagen. Es ist schockierend, dass bisher niemand für diese schrecklichen Anschläge zur Rechenschaft gezogen wurde und dass Mitglieder der Zivilgesellschaft bedroht sind und fast keinen Schutz besitzen. Die Behörden in Bangladesch haben eine rechtliche Verpflichtung, das Recht auf Leben zu respektieren und zu schützen. Sie müssen sich dringend auf den Schutz derjenigen, die ihre Meinung tapfer und ohne Gewalt zum Ausdruck bringen, konzentrieren und die Mörder vor Gericht bringen. Die Behörden müssen diese schrecklichen Anschläge verfolgen, was sie bisher versäumt haben."
Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind unter dem Strafgesetzbuch von Bangladesch unter Strafe gestellt. Amnesty International hat mit im Exil lebenden LGBTI-Aktivist_innen gesprochen, die mitteilten, dass ihnen Anzeigen wegen "unnatürlichen Vergehens" angedroht wurden, als sie Angriffe bei der Polizei anzeigen wollten.
" Die Behörden in Bangladesch haben versagt, gewalttätige Gruppen vor Gericht zu bringen, und nun haben die Angreifer ihr Zielspektrum um einen Universitätsprofessor und LGBTI -Aktivisten erweitert ", sagte Champa Patel.
" Die Polizei von Bangladesch muss den Schutz der LGBTI -Community garantieren, anstatt sie zu drangsalieren oder ihnen mit Verhaftung zu drohen."
Hintergrund
Seit Anfang des Monats wurden vier Aktivisten in Bangladesch brutal getötet. Am 7. April griffen vier maskierte Männer Nazimuddin Samad, 28, mit einer Machete an und erschossen ihn anschließend. Samad war ein studentischer Aktivist, der Kampagnen für die Säkularisierung sozialer Medien organisiert hatte. Er wurde auf einer von radikalen Islamisten im Jahr 2013 veröffentlichten "Hitliste" von 84 Bloggern genannt.
Am 23. April wurde Rezaul Karim Siddique, 58, ein angesehener Universitätsprofessor, von Männern mit Macheten an einer Bushaltestelle in der Stadt Rajshahi ermordet. Die Verantwortung dafür wurde von Dschihadisten des Islamischen Staates übernommen.
Am 25. April wurden Xulhaz Mannan, 35, der Herausgeber von Roopbaan, Bangladeschs erstem LGBTI-Magazin, und sein Freund Tanay Mojumdar zu Tode gehackt, nachdem sich eine Gruppe von Angreifern als Kuriere getarnt Zugang zu der Wohnung von Mannan verschafft hatten.
Fünf säkulare Bangladeshi Blogger wurden 2015 durch Macheten zu Tode gehackt.
Der erste Angriff dieser Art fand im Jahr 2013 statt. Für die Tötungen ab Februar 2015 wurde nicht eine einzige Person zur Rechenschaft gezogen.
Bangladeschs Behörden kriminalisieren die LGBTI-Community und statt ihnen Sicherheit und Schutz zu bieten, fordern sie sie auf, sich "weniger provokativ" zu verhalten. Viele LGBTI-Aktivist_innen aus Bangladesch sind wegen der Bedrohungen ins Exil gezwungen worden.