Am Tag des Mordes waren Ahmet und sein Partner und Verlobter İbrahim Can in ihrem gemeinsamen Haus in Üsküdar, einem Bezirk auf der Asiatischen Seite von Istanbul. Ahmet verließ die Wohnung, um Eis zu kaufen, und ging die Treppe hinunter zu seinem Auto, das in der Straße geparkt war. Als er Gewehrschüsse hörte, rannte Ibrahim hinunter und fand den erschossenen Ahmet. Wie in anderen Fällen von vermuteten „Ehren“morden holte die Familie die Leiche nicht für eine Beerdigung ab. Der einzige Verdächtige, Ahmets Vater, wurde bis heute nicht festgenommen.
İbrahim berichtete Amnesty International, dass Ahmet in den Monaten vor seiner Ermordung Drohungen von Familienmitgliedern, auch seines Vaters, erhalten hatte. Er war im Oktober 2007 zur Staatsanwaltschaft in Üsküdar gegangen, hatte Anzeige erstattet und um Schutz gebeten.
Nach dem Mord wurde aufgedeckt, dass die Staatsanwaltschaft die Anzeige nicht bearbeitet hatte. Stattdessen hatte der Staatsanwalt die Anzeige an die Behörde des Nachbarbezirks Ümraniye geschickt, weil sie in deren Zuständigkeit liegen sollte. Im November 2007 entschied der Staatsanwalt in Ümraniye, dass es keinen Grund für strafrechtliche Ermittlungen gebe, da es sich lediglich um „abstrakte Anschuldigungen“ handele. Es wird davon ausgegangen, dass weder Ahmet noch die Mitglieder seiner Familie in Bezug auf die Anzeige vernommen wurden, wie es vor einer solchen Entscheidung erforderlich ist. Aktivisten betrachten das Verhalten der Behörden – die fehlerhafte Weiterleitung der Anzeige, obwohl die Zuständigkeit bei der ersten Staatsanwaltschaft lag – und das Versäumnis, der Anzeige nachzugehen, als Symptom für den Unwillen der Behörden, homophober Gewalt entgegen zu treten.
Die Vorgänge nach dem Mord untermauern diese Einschätzung. Ibrahim berichtete Amnesty International, es seien keine sorgfältigen Ermittlungen durchgeführt worden.Zu den Hinweisen, denen nicht nachgegangen worden sein soll, gehören außer den Drohungen aus der Familie Ahmets die Anwesenheit eines zweiten Autos am Tatort, das einem Freund seines Vaters gehören soll, ebenso wie der Umstände von Sachbeschädigung bei einem Zeugen einige Wochen nach der Tat. Erst im Oktober 2008 wurde ein Haftbefehl gegen Ahmets Vater ausgestellt, mehr als drei Monate nach der Ermordung. Zu dieser Zeit war dieser nicht mehr auffindbar. Telefondaten weisen darauf hin, dass er in den Irak geflohen sein könnte.
Auch der Prozess hat die Zweifel am Willen zur Aufklärung nicht beseitigt. Obwohl Gerichtsverhandlungen öffentlich sind, verweigerten Richter LGBT-Aktivisten den Zutritt. Erst nachdem ein anderer Richter mit dem Fall betraut wurde, bei der sechsten Verhandlung am 14. März 2011, drei Jahre nach dem Mord, wurde ein internationaler Haftbefehl gegen den Vater von Ahmet Yıldız beantragt. Er ist der einzige Verdächtige in dem Fall. Bei derselben Verhandlung wurde auch zum ersten Mal eine Untersuchung angeordnet, warum die Behörden wegen der Drohungen aus Ahmet Yıldız' Familie nicht ermittelt hatten. Nach Angaben des mit dem Fall betrauten Rechtsanwalts hat diese Untersuchung bis zum Juni 2012 noch nicht stattgefunden.
Die Untersuchungsbehörden haben keine gründlichen Ermittlungen zum Mord an Ahmet durchgeführt, sie haben nicht alle verfügbaren Beweise geprüft, und vor allem haben sie die Ausstellung eines Haftbefehls gegen Ahmets Vater verzögert, trotz starker augenscheinlicher Beweise für seine Verwicklung in das Verbrechen. Auch im Juli 2012 ist Ahmets Vater noch nicht festgenommen worden.
Schreiben Sie bitte Briefe auf Englisch oder Türkisch, in denen Sie fordern
- Ahmets Vater, den einzigen Verdächtigen, vor Gericht zu stellen und ihm ein faires Verfahren zu geben
- zu untersuchen, warum Ahmet von den Behörden nicht geschützt wurde, und warum es auch nach vier Jahren noch nicht gelungen ist, den Verdächtigen vor Gericht zu stellen
Es ist immer gut, Briefe selber zu formulieren. Wir haben hier jedoch auch einen Musterbrief zur Verfügung gestellt.