In den vergangenen Tagen erhielt Alice Nkom mehrere Vorladungen der kamerunischen Sicherheitsbehörden. Sie soll am 10. Januar vor dem Präfekten des Departements Wouri und am 14. Januar vor der Gendarmerie erscheinen. Es besteht die Gefahr, dass sie festgenommen wird – und dass nur, weil sie sich für die Rechte anderer einsetzt.
Alice Nkom ist Präsidentin von REDHAC, dem Netzwerk der Menschenrechtsverteidiger*innen in Zentralafrika ("Réseau des défenseurs des droits humains en Afrique centrale"). Schon im März 2020 beschuldigte Kameruns Minister für territoriale Verwaltung REDHAC und mehrere andere zivilgesellschaftliche Organisationen, an einer "Verschwörung gegen Kamerun und gegen die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte" beteiligt zu sein.
Am 6. Dezember 2024 suspendierte derselbe Minister REDHAC und drei weitere Organisationen. Ihnen wurde unter anderem vorgeworfen, "illegale und exorbitant hohe finanzielle Mittel, die den Aktivitäten [der Organisationen] nicht entsprechen", angenommen zu haben. Weitere Vorwürfe lauteten: "Fehlende Genehmigungen", "Aktivitäten, die die Integrität des nationalen Finanzsystems untergraben könnten" sowie "fehlende Verwendungsnachweise für erhaltene Mittel". Diese Vorwürfe sind politisch motiviert.
"Die kamerunischen Behörden instrumentalisieren das kamerunische Rechtssystem, um Menschenrechtsverteidigerin Alice Nkom einzuschüchtern und mundtot zu machen", kritisiert Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. "Die Bundesregierung muss sich bei den kamerunischen Behörden dafür einsetzen, die Schikanierung von Alice Nkom und anderen Aktivist*innen zu beenden. Ebenso müssen die kamerunischen Behörden die willkürliche Suspendierung von REDHAC unverzüglich aufheben."
Für den 10. Dezember 2024 wurde Alice Nkom zum ersten Mal vom Präfekten des Departements Wouri vorgeladen. Zuvor hatte sie das Siegel an der Tür des Gebäudes, in dem sich die REDHAC-Büros befinden, aufgebrochen. Sie folgte weder dieser noch einer zweiten Vorladung. Stattdessen verlangte sie einen Aufschub bis Januar 2025, damit sie ihr Rechtsbeistand begleiten könne.
Außerdem erfolgte eine Vorladung für den 31. Dezember 2024. Alice Nkom solle sich zu "Ermittlungszwecken" bei der Leitung der zentralen gerichtlichen Ermittlungsabteilung der nationalen Gendarmerie melden. Vorausgegangen war die Anzeige einer kamerunischen NGO beim Militärgericht in Douala vom 18. Dezember. Darin wird Alice Nkom beschuldigt, Geldmittel zu beschaffen, um gegen die Behörden vorgehen zu können und bewaffnete Gruppen in den englischsprachigen Regionen Kameruns zu unterstützen.
Die willkürliche Suspendierung von REDHAC und drei weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen für drei Monate verstößt gegen die internationalen Menschenrechtsverpflichtungen des Landes. Kamerun muss das Recht aller auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit gewährleisten. Das Vorgehen der Behörden zeigt deutlich, dass sie die Menschenrechte derjenigen missachten, die sich für die Rechte anderer einsetzen. Die Schikanen gegen Menschenrechtsverteidiger*innen und Aktivist*innen wie Alice Nkom und gegen zivilgesellschaftliche Organisationen müssen endlich ein Ende haben.