Ein muskulöser Mann in Army-Kleidung zieht drei aneinander gekettete Menschen in steril-weißer Häftlingskleidung hinter sich her. Auf ihren Overalls prangen die Worte “Transgender“, “Schwul“ und “Lesbisch“.
Mit dieser prägnanten Szenerie erweiterte Amnesty International MERSI das bunte Partytreiben beim 30. Berliner CSD um eine globale und politische Perspektive:
In mehr als 70 Ländern werden Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender verfolgt, diskriminiert und kriminalisiert.
MERSI-AktivistInnen trugen Schilder zu Staaten, in denen Menschenrechtsverletzungen aufgrund von sexueller Orientierung und Gender-Identität besonders eklatant verlaufen. Eine riesige Weltkarte zeigte, in welchen Ländern Homosexualität per Gesetz verboten ist. Das Banner war bereits wenige Tage zuvor beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest im Motzstraßen-Kiez auf großes Publikumsinteresse gestoßen.
Die MERSI-Präsenz in der Pride Week erinnerte auch an die ursprüngliche politische Ausrichtung des Christopher Street Days, die heute – zwischen Sponsorenwägen, Drag Queens, Muskelkörpern und Technobeats – leicht in Vergessenheit gerät: Der weltweit begangene LGBT- Fest- und Demonstrationstag gedenkt der sexuellen Minderheiten, die sich im Sommer 1969 gegen willkürliche Übergriffe der Polizei in der New Yorker Christopher Street wehrten.
Florian Krauß