Meldungen | Afrika | Ägypten : Super Special: Ägypten ab 99,- Euro (Unterkunft im Tora-Gefängnis)

„Super Special: Ägypten ab 99,- Euro oder auch ganz kostenlos. Leistungen: 1 - 5 Jahre Unterkunft im Tora-Gefängnis in Kairo, Vollpension (dürftig), Zwangsarbeit mit gelegentlicher Misshandlung. Einzige Bedingung: Sie müssen schwul oder lesbisch sein.“

Anhand eines Flyers mit diesem sonderbaren Angebot haben am 09. und 10. April 2005 Mitglieder der MERSI-Gruppen Frankfurt und Köln Besucherinnen und Besucher der Tut-Anch-Amun-Ausstellung in der Bonner Kunsthalle darauf aufmerksam gemacht, dass in Ägypten auch heute noch homosexuelle Menschen zu jahrelanger Haft und Zwangsarbeit verurteilt werden.

Am Amnesty-Stand konnten sich Interessierte weiter über Menschenrechtsverletzungen an Homosexuellen in Ägypten informieren, die ihren wohl populärsten Fall in der Verhaftung von 52 Männern im Mai 2001 in einem Nachtlokal auf dem Nilschiff „Queen-Boat“ während einer Razzia fand. Dieses Lokal galt als Treffpunkt von Homosexuellen. Des Weiteren wurden die Besucher über die systematische Verfolgung schwuler Männer auch durch die Polizei und andere staatliche Instanzen in Ägypten informiert, beispielsweise darüber, dass Homosexuelle bei der Suche nach gleichgeschlechtlichen Kontakten über Internet- Chatrooms in die Falle gelockt werden.

Insgesamt wird die Aktion von den Mitgliedern erfolgreich bewertet: Im Rahmen einer Unterschriften-Aktion, die sich für die Freilassung von 11 ägyptischen Männern einsetzt, konnten ca. 200 Unterschriften an den beiden Veranstaltungstagen gesammelt werden.

Darüber hinaus wird in dem Schreiben an Hosni Mubarak, dem Präsidenten Ägyptens, gefordert, er möge die Gesetze überprüfen und abschaffen, die dazu verwendet werden können, Menschen allein aufgrund ihrer vermuteten oder tatsächlichen sexuellen Orientierung zu kriminalisieren. Weiterhin wird an den Staatspräsidenten appelliert, sich dafür einzusetzen, dass Vorwürfe über Verstöße gegen die Menschenrechte von einer unabhängigen Instanz überprüft werden und künftig menschenrechtswidrige Behandlungen nicht mehr stattfinden.

Christian Mahnke

erstellt am: 01.06.2005