Mindestens fünf Männer sind im Laufe dieses Monats in der südöstlich von Alexandria gelegenen Provinz Buhaira wegen ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Homosexualität inhaftiert worden. amnesty international befürchtet, dass sie in der Haft misshandelt oder gefoltert werden könnten.
Um den 15. Januar 2002 herum hat der Staatsanwalt der Provinzhauptstadt Damanhour Unter-suchungshaft gegen die fünf Männer angeordnet, solange Ermittlungen gegen sie wegen angeb-licher „gewohnheitsmäßiger Ausschweifungen“ laufen. Dieser Straftatbestand nach ägyptischem Recht wird in dem Land zur Kriminalisierung Homosexueller angewandt.
Die Staatsanwaltschaft hat Berichten zufolge eine gerichtsmedizinische Untersuchung der Inhaftierten angeordnet. amnesty international befürchtet, dass dabei eine Untersuchung ihres Analtrakts durchgeführt wird, um festzustellen, ob die Männer Analverkehr praktiziert haben. Solche Untersuchungen sind in Ägypten in der Vergangenheit bereits durchgeführt worden und kamen einer grausamen, erniedrigenden und unmenschlichen Behandlung gleich.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Im vergangenen Jahr sind zahlreiche Männer, darunter mindestens ein Jugendlicher, wegen ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen sexuellen Orientierung monatelang in Haft gehalten worden. Darunter ist eine Gruppe von 22 Männern und einem Jugendlichen, die zu Gefängnisstrafen verurteilt worden sind. amnesty international betrachtet diese 23 Personen als gewaltlose politische Gefangene und fordert ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.
Männer, die in Ägypten wegen ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen sexuellen Orientierung inhaftiert wurden, haben berichtet, auf Polizeistationen, in Gefängnissen und anderen Hafteinrichtungen von Angehörigen der Sicherheitskräfte oder des Gefängnispersonals bzw. von Mitinsassen gefoltert worden zu sein. Besonders während der ersten Wochen nach der Festnahme, in welcher Zeit die Inhaftierten nur sehr eingeschränkten Kontakt zur Außenwelt haben, ist die Gefahr der Folter und Misshandlung besonders groß. Zu den gemeldeten Foltermethoden gehören Schläge auf die Fußsohlen (Falaka).
EMPFOHLENE AKTIONEN:
Schreiben Sie bitte Telefaxe, E-Mails, Telexe oder Luftpostbriefe, in denen Sie
- um die Zusicherung bitten, dass die fünf in der Provinz Buhaira wegen angeblicher „gewohnheitsmäßiger Ausschweifungen“ inhaftierten Männer regelmäßigen Zugang zu Rechtsanwälten ihrer Wahl haben;
- darauf dringen, dass sie menschenwürdig behandelt und vor Folter und Misshandlung durch Polizisten, Gefängniswärter und Mitinsassen geschützt werden;
- fordern, dass man die Männer nicht unter Zwang einer Untersuchung ihres Analtrakts unterzieht, um festzustellen, ob sie Analverkehr praktiziert haben;
- die ägyptische Regierung an ihre Verpflichtung gemäß dem Völkergewohnheitsrecht und Artikel 5 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ("Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden") erinnern
- darlegen, dass amnesty international die Männer als gewaltlose politische Gefangene betrachten würde, sollten sie allein wegen ihrer Homosexualität zu einer Haftstrafe verurteilt werden.
APPELLE AN:
His Excellency Mohammad Hosni Mubarak, President of the Arab Republic of Egypt
'Abedine Palace, Kairo, REPUBLIK ÄGYPTEN
(Staatspräsident - korrekte englische Anrede: Your Excellency)
Telefax: (00 20) 2-390 1998
Telex: 091 93794 wazra un
E-Mail: webmaster@presidency.gov.eg
His Excellency General Habib al-'Adeli, Minister of the Interior, Ministry of the Interior, Al-Sheikh Rihan Street, Bab al-Louk, Cairo, ÄGYPTEN (Innenminister - korrekte englische Anrede: Dear Minister)
Telefax: (00 20) 2-579 2031
E-Mail: moi@idsc.gov.eg
His Excellency Mr Faruq Sayf al-Nasr, Minister of Justice, Ministry of Justice
Midan Lazoghly, Cairo, REPUBLIK Ägypten
(Justizminister – korrekte englische Anrede: Dear Minister)
Telefax: (00 20) 2-795 8103
E-Mail: mojeb@idsc.gov.eg
KOPIEN AN:
Counsellor Maher 'Abd al-Wahid, Dar al-Qadha al-'Ali, Ramses Street , Cairo, ÄGYPTEN
(Oberster Ankläger von Ägypten)
Telefax: (00 20) 2-577 4716
Kanzlei der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
Stauffenbergstraße 6 - 7, 10785 Berlin
(S. E. Herrn Mohamed Abdelhay M. Elorabi)
Telefax: 030-477 1049
E-Mail: egembassy(at)hotmail.com
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. März 2002 keine Appelle mehr zu verschicken.
UA-022/2002
Index: MDE 12/004/2002